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Ein Rückblick der
Ortschronik Briesen (Mark)
Wie „groß“ war Friedrich wirklich und was sind seine Errungenschaften für unser Land Brandenburg? Vor 300 Jahren wurde er als Kronprinz geboren und aus diesem Anlaß gibt es zahlreiche Bücher, Filme und Ausstellungen nicht nur in Berlin. Wer war Friedrich? War er geprägt von Ruhmsucht, Militarismus und Selbstherrlichkeit oder war er der große Feldherr, Aufklärer und Landesvater? Die Historiker streiten prächtig darüber und die Ideologen bedienten und bedienen sich sehr unredlich seiner Geschichte. Dabei war Friedrich ein Sohn seiner Zeit, eingebettet im Europa des 18. Jahrhunderts, gefangen in engen Strukturen und Machtsystemen. Ein Europa mit machtgierigen Monarchen, wo Kriege und Eroberungen eine Normalität waren, wo Feindschaften und Bündnisse wechselten und wo vor allem Solidarität, Nächstenliebe und ehrenhafte Verträge nicht existierten. Geboren wurde Friedrich II. am 24.01.1712 als ältester Sohn des „Soldatenkönigs“ Friedrich Wilhelm. Sein Großvater Friedrich I. krönte sich 1701 selbst zum ersten König in Preußen, denn bis dahin regierte er als normaler Kurfürst. Er war es auch, der 1696 den weltberühmten Hirsch mit 66 Enden in Briesen schoß. Doch sein Sohn und Nachfolger Friedrich Wilhelm hatte mit Jagdtrophäen nichts am Hut und verschenkte das kapitale Hirschgeweih nach Sachsen. Friedrich Wilhelm war bekannt und berüchtigt als fanatischer Soldatenkönig. Er schuf eine gedrillte Preußenarmee und weil seine Soldaten groß sein mußten, formte er eine Elitetruppe mit „langen Kerls“. Der König war so sehr militärisch orientiert, daß er selbst seinen Sohn Friedrich streng drillte und regelmäßig prügelte. Der kleine Friedrich mußte stundenlang reiten und exerzieren, ohne Gnade und pausenlos die Wünsche des Vaters erfüllen. Sein Tagesablauf war streng und pedantisch geregelt. Frühstücken in 7 Minuten und ab 17.00 Uhr Freizeit. Dabei war Friedrich als Kind eher musisch und künstlerisch veranlagt. Heimlich und hinter dem Rücken des Vaters beschaffte sich Friedrich eine eigene Bibliothek und nahm zusätzlich Unterricht. Er spielte selbst vorzüglich die Flöte, sprach mehrere Fremdsprachen und war hoch gebildet. Man könnte sagen, daß er ein Schöngeist war. Der Vater verabscheute aber diese geistigen Seiten seines Sohnes und wollte ihn viel lieber abhärten und militärisch erziehen. Körperliche Züchtigungen und seelische Grausamkeiten waren an der Tagesordnung und im Königshaus war Friedrich Wilhelm nicht zimperlich. Als Jugendlicher wurden die Spannungen zwischen Vater und Sohn unerträglich und Friedrich plante mit seinem älteren Jugendfreund Katte die heimliche Flucht aus dem Königshaus. Im August 1730 wollte er nach Frankreich fliehen. Doch dieser Plan wurde entdeckt und Friedrich Wilhelm schäumte vor Wut. Der König wollte sofort Friedrich und Katte, der als Mitwisser schuldig war, hinrichten lassen. Doch dann ließ er Friedrich in den Kerker der Festung Küstrin werfen und enthauptete vor seinen Augen den Jugendfreund Katte. Friedrich war 18 Jahre und sein Freund Katte 21 Jahre alt. Für Friedrich ein traumatisches Erlebnis, was er niemals vergessen sollte. Fortan unterwarf er sich seinem tyrannischen Vater und verbarg alle Emotionen. Ab 1731 diente er als Soldat in der väterlichen Armee. Historiker und Forscher sind sich einig, daß Friedrich eine grausame Kindheit und Jugendzeit durchlebte, und diese wichtige Entwicklungsepoche ihn stark prägte. Am 12.06.1733 heiratete er Elisabeth Christine von Braunschweig, die er nicht liebte. Diese Ehe blieb auch kinderlos, was für königliche Paare sehr ungewöhnlich war. Sein Vater hatte immerhin 14 Kinder gezeugt und bis heute ist umstritten, was die Ursache der Kinderlosigkeit Friedrichs war. Vermutet wurde, daß Friedrich homosexuelle Veranlagungen besaß, die er aber nicht auslebte. Homosexuelle Monarchen waren keine Seltenheit, auch wenn sie Kinder zeugten. Schließlich waren Ehen immer nur Zweckbündnisse. Fakt ist, daß eine Geschlechtskrankheit eine Mißbildung an seinen Genitalien verursachte. Durch diese Mißbildung lebte Friedrich zölibatär, denn natürlich schämte er sich für die entstellte Mannestracht. Überliefert ist auch, daß Friedrich gegenüber Frauen sehr feindlich und abwertend auftrat. In seinen Tafelrunden umgab er sich ausschließlich mit Männern, in seiner Armee umgaben ihn Männer, auch die Staatsverwaltung war männlich und für Frauen hatte er absolut nichts übrig. Damit war auch seine Ehe mit Elisabeth Christine mehr als unterkühlt und praktisch nur dem Königshaus dienlich. Friedrich sah sich immer nur als Diener seines Landes. Für 4 Jahre zog er sich vorerst nach Rheinsberg zurück und schuf sich seinen eigenen Hofstaat. Engen Briefkontakt pflegte er schon damals zu Voltaire, schrieb Sinfonien und gab Konzerte. 27 Jahre regierte sein Vater Friedrich Wilhelm mit harter Hand und starb 1740 mit nur 52 Jahren. Er hinterließ seinem Sohn Friedrich eine militärische Macht, ein militärisch starkes Preußen, auch wenn die europäischen Mächte Preußen noch nicht ernst nahmen. Friedrich Wilhelms Herrschaft spielten sich im königlichen Residenzschloß ab. Die Stadt Berlin – Cölln an der Spree wurde schon im Jahre 1442 zur Residenzstadt, zählte zu dieser Zeit nur etwa 8000 Einwohner und besaß zur Zeit Friedrichs schon knapp 100.000 Bewohner. Der ehemalige Zwillingsort hieß nun Berlin und das große Stadtschloß war das Zentrum Preußens. Der König Friedrich Wilhelm bauten breite Paradestraßen in seiner Stadt und natürlich Kasernen mit großen Pferdehallen. Das Militär war hier allgegenwärtig. Als Friedrich II. am 31.05.1740 den Thron bestieg, wollte er seinem Reich eine neue Richtung geben. Preußen sollte eine eigene Architektur erhalten, Künste und Wissenschaften fördern und an sich binden und er wollte eine schönere Residenzstätte, weit ab vom Trubel der Stadt. Außerhalb Berlins gab es die kleine Stadt Potsdam, die seit 1660 Zweitresidenz war, aber schmucklos dahin schlummerte. Es war nicht so weit entfernt und dort gab es noch Platz. Auf einem Hügel am Stadtrand baute Friedrich schließlich nach seinen eigenen Plänen sein Rokoko - Schloß „Ohne Sorgen“. Und weil die königliche Amts- und Hofsprache Französisch war, hieß dieses Schloß „Sanssouci“. Es sollte seine ganz private Perle unter den Schlössern werden. Der Baumeister Knobelsdorff vollendete das Bauwerk schließlich nach dreijähriger Bauzeit im Jahre 1747. Das Schloß und die Gärten zeugen auch heute noch von dieser großzügigen Planung und Gestaltung Friedrichs. Hier lud er Gäste ein und versammelte Künstler und Soldaten um sich. Doch Friedrich war ein Kind seiner Zeit und er orientierte sich nach Frankreich. Jede Mode und jeder Unsinn wurde gierig am Hofe übernommen. Es wurde ausschließlich französisch gesprochen. Dabei bemerkte der König nicht, daß inzwischen ein deutsches Nationalgefühl sich ausbreitete. Andere Kurfürsten holten sich Deutsche Dichter und Denker an die Höfe, wie Goethe und Schiller nach Weimar. Friedrich holte Voltaire. Sein Umgang mit anderen Menschen soll so sehr unterkühlt und emotionslos gewesen sein, daß Freidenker und Freigeister sich in seiner Anwesenheit nicht wohl gefühlt hätten. Man kann sich kaum vorstellen, wie sich Goethe in Sanssouci und in Gegenwart Friedrichs der Deutschen Dichtung hingegeben hätte. Seine Ehefrau verfrachtete Friedrich nach Berlin und gab ihr eine Wohnung im Stadtschloß, während er mit seinem Männerhofstaat im Schloß Charlottenburg oder in Sanssouci weilte. Er duldete keine Frau in seiner Nähe. In seiner ersten Amtshandlungen als König, schaffte er im Juni 1740 per Edikt die Folter ab. Bis dahin war die Folter ein gängiges Mittel für Verdächtige und Unverdächtige. Friedrich schaffte die Folter gegen den Rat seiner Berater ab, ohne das Edikt jedoch zu veröffentlichen. Außerdem führte er eine erste Pressefreiheit ein und schaffte die Zensur für Zeitungen ab, allerdings nur für die unpolitischen Meinungen. Politik wurde nach wie vor zensiert. Die Toleranz gegenüber Minderheiten war nicht seine Erfindung, denn in Preußen fanden Hugenotten, Katholiken und andere religiöse Gruppe schon vor seiner Regierungszeit Zuflucht. Auch die Diskriminierung von Juden war eine ältere Praxis, die Friedrich beibehielt. Für die preußische Wirtschaft war die Zuwanderung aus ganz Europa ein Segen, denn Handwerker und ausgebildete Kräfte brauchte die Monarchie dringend. Jeder Bürger konnte sich direkt an den König wenden, um Mißstände aufzuzeigen. Damit wurden auch die unmenschlichen Feudalzustände für die Landbevölkerung für Friedrich ein ernstes Thema. Natürlich wollte er den Landadel nicht völlig gegen sich aufbringen, denn sie stellten schließlich die Offiziere seiner Armee und das Fußvolk kam aus den Reihen der ärmsten Schichten. Und Soldaten brauchte der König, denn 6 Monate nach seiner Thronbesteigung führte er seinen ersten Krieg und eroberte Schlesien. Dazu kam es, weil der habsburgische Kaiser Karl VI. früh und überraschend starb und keine männlichen Erben hinterließ. Das weckte Begehrlichkeiten bei allen Nachbarn, denn als Thronfolgerin für Österreich war Maria Theresia als Frau keine ernste Gegenspielerin. Das sollte sich aber ändern und nach neuen Allianzen begann 1756 der Siebenjährige Krieg zwischen Preußen und Österreich mit Frankreich und Rußland als Verbündete. Anfang siegte Friedrichs Armee bei vielen Schlachten und Preußens Armee galt fast als unbesiegbar. Doch dann gab es Niederlagen und schließlich die totale Vernichtung von Kunersdorf im August 1759. Von 48.000 Soldaten überlebten nur weniger als 3000 Mann und Friedrich selbst entging nur knapp dem Tod. Kunersdorf liegt östlich von Frankfurt a.O. und Friedrich zog sich geschlagen nach Westen zurück. Auf einem Kirchhof bei Frankfurt a.O. verschanzte er sich. Er selbst rechnete mit dem Tod und sah keine Chancen mehr. Preußen stand vor seiner totalen Vernichtung. Doch anstatt nach Berlin zu marschieren, zögerten die Österreicher und Russen. Sie waren sich nicht einig und zogen sich unerwartet am 01.09.1759 zurück. Die Russen rückten nach Osten ab und die Österreicher zogen nach Müllrose und weiter nach Lieberose. Friedrich nannte es „Das Wunder des Hauses Brandenburg“ und Preußen war gerettet. Wären Friedrichs Gegner nur etwas entschlossener nachgerückt, so gäbe es Preußen nicht mehr und die Geschichte Europas wäre anders verlaufen. Doch so war Preußen nicht nur dem Untergang entgangen, sonder als starke Großmacht in Europa gefestigt. Die Schlacht von Kunersdorf hinterließ viele Spuren in unserem Gebiet zwischen Oder und Spree. Hier zogen die Truppen als starke Armee nach Osten durch und kamen als geschlagener Haufen zurück. Zwischen Madlitz und Madlitzer See sind in alten Karten die Stellung der Preußische Batterie und am gegenüberliegenden Seeufer die Russenschanze von 1759 markiert. Die Überlieferungen, daß Friedrich mit seiner restlichen Truppe in Briesen eine Pause einlegte, sind wahrscheinlich historische Ereignisse. Es passierte in Briesen, als eine Bäuerin dem König die ersten „Pommes Fritz“ zubereitete. Das paßte zum Charakter von Friedrich, denn er hatte keine Berührungsängste mit einfachen Untertanen. Da war Friedrich eine Ausnahme unter den Monarchen Europas. Die Geschichte von den „Pommes Fritz“ wurde oft beschrieben und publiziert. Schließlich förderte Friedrich den Anbau und die Verbreitung der exotischen Kartoffelfrucht. Als Nahrungsmittel war die Kartoffel unschlagbar für das sandige und karge Brandenburg, denn sie war nahrhaft und brachte große Erträge. Für die Bauern war sie aber auch fremd und ungeliebt, denn sie hatte giftige Beeren und Blätter und sah so unappetitlich aus. Nur durch Friedrichs „Förderungsprogramme“ fand die Kartoffel langsam ihre Verbreitung. Hinzu kam, daß Friedrich sein Brandenburg für die Landwirtschaft umgestalten ließ. Bekannt dafür sind der Oderbruch und andere Gebiete, die trockengelegt wurden. Bis dahin prägten weite Sümpfe und Moore die märkische Landschaft. Wurden die Sumpfgebiete trockengelegt, siedelte man gezielt freie Bauern an und neue Dörfer entstanden. Die Landwirtschaft war für Friedrich ein wichtiges Projekt. Er wollte anfangs sogar die Leibeigenschaft einschränken, vielleicht sogar abschaffen, doch der Landadel wehrte sich erfolgreich gegen jeden Reformversuch. Erfolgreicher war die Schul- und Bildungspolitik von Friedrich. Zwar gab es ein Edikt zur allgemeinen Schulpflicht von 1717 in Brandenburg, doch praktisch herrschte keine allgemeine Schulbildung, denn die Gesetze wurden selten durchgesetzt. 1763 erläßt Friedrich eine neue Verordnung zur Durchsetzung der Schulpflicht aller Kinder auf dem Lande. Wenigstens in den Wintermonaten sollten die Kinder Lesen, Schreiben und Rechnen lernen. Im Frühjahr, Sommer und Herbst mußten die Kinder auf den Feldern arbeiten, so wie es üblich war. Zusätzlich wurden zahlreiche Dorfschulen gebaut, doch ausgebildete Lehrer waren selten. Briesen und Kersdorf besaßen schon vor 1700 eigene Dorfschulen, die von Lehrern der Gemeinde betrieben wurden. Beide Dörfer waren vorbildlich in ihren Bildungsanstrengungen, auch ohne die üblichen Küsterschulstuben. Für Briesen konnte bisher eine Schule mit Lehrerstelle 1575 nachgewiesen werden. Das ist bemerkenswert, weil gemeindeeigene Dorfschulen nicht die Regel waren. Neben seinen innenpolitischen Reformen, führte Friedrich gemeinsam mit den anderen Großmächten weiterhin eine aggressive Außenpolitik. Im Jahre 1772 teilten sich Rußland, Österreich und Preußen untereinander Polen auf. Nun nannte sich Friedrich nicht mehr „König in Preußen“ sondern „König von Preußen“ und das besetzte polnische Gebiet hieß nun Westpreußen. In Polen machten die Großmächte zwar gemeinsame Sache, aber darüber hinaus galt zwischen Preußen und Österreich eine enge Feindschaft. Friedrich ging zwischendurch auch gern jagen, wie es seine Vor- und Nachfahren taten. Weil sein Großvater bei Briesen den berühmten 66-Ender erlegte, zog auch Friedrich mit seinem Gefolge mehrmals nach Briesen. Das Gebiet zwischen Briesen und Spree war dafür geeignet und es gab schon damals kleine Gast- und Forsthäuser am Spreeufer. Zwischen der „Försterei an der Flut“ und dem „Bunten Schütz“, südlich der Spree, lag das Lehngut mit Gasthaus „Schweinebraten“. Den Namen erhielt der Krug wegen dem köstlichen Schweinebraten, den Friedrich sich hier regelmäßig zubereiten ließ. Als Dank und Anerkennung gab Friedrich dem Lehngut einige Vergünstigungen und Abgabefreiheiten. Bis 1954 existierte der „Schweinebraten“ im Familienbesitz und wurde erst danach verlassen. Heute zeugen nur noch wenige Fundamente und alte Obstbäume von diesem alten Gasthof an der Spree. Am 17.08.1786, nach 46 Jahren Königsherrschaft, starb Friedrich in seinem Schloß Sanssouci in seinem Sessel. Aber erst 1991 wurde sein letzter Wille erfüllt und seine Überreste nach Potsdam überführt. Sein Nachfolger war sein Neffe Friedrich Wilhelm II., der ein eher schwacher König war. Preußen war zwar eine Großmacht geworden, aber das Land entwickelte sich nach Friedrich kaum weiter. Da war es später für Napoleon ein leichtes Spiel das berühmte Preußen zu besetzen. Schon in den späten Jahren von Friedrich lähmte eine gewisse Stagnation das Land. Von Friedrichs Aufbruchsstimmung der jungen Jahre war nicht viel übriggeblieben. Als alter Monarch, als „Alter Fritz“ war Friedrich mehr und mehr verbittert, einsam und gegenüber neuen Entwicklungen untolerant geworden. Er verurteilte öffentlich die Deutsche Literatur und Kunst und verabscheute die anderen Königs- und Fürstenhäuser, die nicht seiner französischen Mode entsprachen. „Friedrich der Große“ war ganz sicher größer als seine Nachfolger und er hatte eine bemerkenswerte Geschichtsepoche mitgestaltet. Doch nur von „Glanz und Gloria“ zu sprechen, wäre eine verklärte und unhistorische Sicht auf Friedrich. Allein im Siebenjährigen Krieg schickte er viele Tausende von Soldaten in sinnlose Schlachten und schließlich in den Tod, Meist waren es junge Landarbeiter, die sein Fußvolk bildeten. Das Völkerrecht mißachtete er genauso skrupellos, wie auch alle anderen Monarchen es taten. Da unterschied er sich kaum von seinen Vor- und Nachfahren. Und die preußischen Tugenden gab es zu seiner Zeit noch nicht. Das war und sind Legenden, wie so viele Dinge, die man heute mit Preußen und Friedrich II. in verklärter Verbindung bringt. Doch als Reformer des märkischen Landes übertraf er seine Amtskollegen in vielen Bereichen. Die Umgestaltung der Landstriche und der Landwirtschaft waren seine eigenen Projekte. Auch die Reformierung des Rechts- und Schulwesens muß man Friedrich anrechnen. Und zuletzt die architektonische Gestaltung von Potsdam und Berlin hinterließen deutliche Spuren bis in unsere Zeit. Ohne Friedrich gäbe es das spätere Preußen, das preußische Machtgebilde nicht und vielleicht auch das Deutsche Reich wäre ohne seine Fundamente nicht so entstanden. Diese historische Entwicklung sollte man zum 300. Geburtstag Friedrichs ehren, aber nicht glorifizieren, denn es war nicht alles Glanz und Gloria in Preußens Geschichte. Preußen wurde nur dann stark, wenn die mächtigen Nachbarn schwach waren und umgekehrt. Um eine historische Persönlichkeit wie Friedrich zu beurteilen, muß man die geschichtliche Epoche betrachten, die Machtgefüge im Umfeld berücksichtigen und die Moralvorstellungen jener Zeit beachten. Doch ein Urteil über Friedrich zu sprechen, wäre sehr anmaßend, denn Urteile sprechen Gerichte und nicht Historiker. Ralf Kramarczyk – Ortschronik Briesen (Mark) 2012 |