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Die
Kersdorfer Schleuse, der Kanal und der Rehhagen
Zusammengefaßt und geschrieben von R. Kramarczyk Die erste Idee einer Oder-Spree-Verbindung hatte Kaiser Karl IV um 1373. Aber erst Kurfürst Friedrich Wilhelm setzte das riesige Bauprojekt durch. 1668 wurde der nach ihm benannte Kanal eingeweiht und ein Jahr später für den Schiffsverkehr freigegeben. 200 Jahre später wurde der Kanal erweitert und die östliche Kanaltrasse völlig neu gebaut. Der
Durchstich zwischen Flutkrug und westlicher Kanaltrasse erfolge erst
1891, der Durchstich vom Flutkrug zum Kersdorfer See bereits 100 Jahre
früher. 1887
begann die Ausschreibung für den neuen „Friedrich-Wilhelm-Kanal“,
der am Kersdorfer See einen neuen Verlauf und eine Schleuse bekam.
Die geplante Strecke betrug 85 km, die Sohlenbreite 10 Meter und die
Breite am Wasserspiegel 23 Meter. Leiter der Kanalarbeiten war der
Ingenieur Pränzel, der seinen Sitz in Neubrück hatte (die Spreebrücke
in Neubrück wurde schon 1882 fertig gestellt). Im Jahre 1888 überbrückten
die Bauern die Sandfurt als Transportweg, da der Kanal dort entlanglaufen
sollte. Es entstanden zahlreiche Wohnbaracken für ca. 100 Kanalarbeiter
und ein Bau-Restaurant (Inhaber A. Timm). Der alte Spreeverlauf wurde
reguliert und begradigt (es entstanden in den alten Flussbiegungen
zahlreiche tote Spreearme). Die alte Mündung des Kersdorfer See wurde
zugeschüttet und eine neue Fahrrinne ausgebaggert. Bei Ausschachtungsarbeitern
für die Schleuse wurde im Dezember 1888 sogar eine Leiche gefunden.
Die Kanalarbeiter kamen von überall her und sorgten hin und wieder
in Briesen für Aufregung. So wurde der Fleischermeister Dannies von
Kanalarbeitern beraubt (140 Pfund Wurst und Speck), die aber gleich
am nächsten Tag verhaftet wurden. 1893
wurde das neue Gasthaus „Zur Kanone“ an der Mündung des Kersdorfer
See eingeweiht. Der Inhaber war Carl Schulz, der 1 Jahr später den
Gasthof an seinen Schwiegersohn Als die Schleuse gebaut wurde und viele Familien sich hier ansiedelten (Gasthof, Handwerk, Schleusen- und Kanalarbeiter, Dorismühle, Essigfabrik, Fischerei und Försterei) mussten die Kinder in einer Schule untergebracht werden. In einer Backsteinbaracke unmittelbar in Schleusennähe wurde um 1920 eine Schule eingerichtet. Die Backsteinbaracken stehen ebenfalls noch heute. 1937 wurde am Rehhagen, neben den Schleusenhäusern, ein neues Schulgebäude gebaut. Die Schule wurde bis 1951 betrieben. Danach folgte eine Lebensmittelverkaufstelle. Davor sorgten kleine Versorgungsschiffe für die wichtigen Dinge der Schleusenbewohner. Paul Bähle, der ab 1913 das „Gasthaus zur Kanone“ betrieb, versorgte die Schleusenbewohner. Von 1928 bis 1945 übernahm Erich Beschednick die Versorgung per Boot. Den größten Aufschwung gab es zwischen den Weltkriegen. Dort stauten sich die Boote an der Schleuse und die Geschäfte der Anwohner blühten. Heute spielt der Oder-Spree-Kanal wirtschaftlich keine große Rolle mehr. Die Kersdorfer Schleuse soll zukünftig automatisiert und die Schleusenkammer verlängert werden. Im April 2010 begannen die umfangreichen Bauarbeiten. Als historisches Baudenkmal zieht die Schleuse unzählige Besucher, oft per Fahrrad oder Boot, in seinem Bann. Seit 1991 befindet sich in dem ehemaligen Schulgebäude das „Gasthaus am Rehhagen“ mit einem Anlegesteg für Sportboote und Blick auf die Schleuse. Am Rehhagen wurde um 1890 ein Backofen errichtet, der 2003 neu aufgebaut wurde. Seit 2003 wurde der sanierte Backofen regelmäßig vom „Gasthaus am Rehhagen“ der Familie Frieske betrieben. Der Rehhagen bezeichnete ursprünglich eine abgegrenzte Wiese zwischen dem großen Spreebogen und dem Kersdorfer See. Erst mit dem Kanalbau und der Spreebegradigung erhielt der Rehhagen einen direkten Zugang durch die Überbrückung der Schleuse. Vorher war der „Reck Hagen“ praktisch eine Insel. Die Mündung des Kersdorfer Sees verläuft heute anders als vor dem Kanalbau. Der See hatte tatsächlich zwei Mündungen und wurde zusätzlich gespeist vom Gollingsee und dem großen Gartzsee, die heute durch den Autobahnbau nicht mehr existieren. Der Rehhagen wurde als Heuwiese verpachtet und genutzt. In alten Landkarten ist hier eine Heuscheune eingezeichnet. Nur über einen kleinen Holzsteg konnte man den Rehhagen von der Frankfurter Niederlage erreichen. Erst durch den Kanal– und Schleusenbau konnte der Rehhagen baulich eingebunden werden. In
den Sommermonaten kommen viele Sport- und Freizeitboot zur Kersdorfer
Schleuse und besuchen das reizvolle Umfeld, die Gasthäuser und das
Hirschdenkmal am Wegesrand. Fahrradwege führen zur Flut und nach Neubrück
und nach Berkenbrück. Die Ausflugsgaststätten „Am Rehhagen“ und „Forsthaus an der Flut“ wurden Ende 2012 geschlossen. Damit gibt es vorübergehend keine Restaurants als Raststätten in unmittelbarer Schleusennähe. Von den ursprünglichen 3 traditionellen Gasthäusern (Kanone, Rehhagen und Fluth) blieb 2013 nichts mehr übrig. Für Fahrradfahrer, Bootsführer und Wanderer ein toter Fleck inmitten der reizvollen Landschaft. Hinzu kommt, daß es in Briesen (Mark) selbst seit langer Zeit keine Gaststätte mehr gibt, nicht einmal ein Cafe zum Wochenende. Der Tourismus wird hier einen erheblichen Einbruch erleben. Neue private Eigentümer bemühen sich zukünftig wieder vor Ort eine Gastronomie anzubieten.
Ortschronik
Briesen (Mark) - 2017 |