G e s c h i c h t e    K i r c h e    B r i e s e n









Historische Daten zur Kirche von Briesen (Mark)

 
Zusammenfassung: R. Kramarczyk / Freundeskreis Ortschronik

 

 

Die alte Kirche zu Briesen bis 1830

 

Bereits im Jahre1460 hatte Briesen nachweislich einen Pfarrer mit 2 Hufen (15,3 ha) Land.

Zu dieser Zeit gab es auch eine kleine Kirche in Briesen, wahrscheinlich schon seit über 200 Jahren. 
Die Ausstattung des Pfarrlandes von 2 Hufen läßt vermuten, daß es bereits um 1200 in Briesen eine Kirche mit Pfarrland gab. Das Dorf hatte insgesamt 24 Hufe (184 ha). 

Ursprünglich wurde die Kirche als katholisches Gotteshaus erbaut. Erst ab 1539 wurde Brandenburg protestantisch und damit die Kirchen im Land. In den Jahren 1438 bis 1495 wurde Briesen fast vollständig (von den Familien von Lossow und Strantz) an das Frankfurter Kloster verkauft und gehörte bis 1540 zum katholischen Karthäuserorden. 
Das Kloster wurde 1084 gegründet und 1396 in Frankfurt vor den Stadtmauern errichtet, nach der Reformation 1539/1540 zu Gunsten der Universität Frankfurt enteignet. Etwa um 1450 bis 1465 bekam die „Mutterkirche zu Briesen“ eine neue Glocke, die bis heute erhalten blieb.

Ab dem Jahre 1540 wurde Briesen zum Eigentum der Universität bis 1811, danach unter Königliche Verwaltung gestellt. Im Jahre 1573 wird Briesen zur Tochterkirche von Jacobsdorf. Das bedeutet, daß die Kirche in Briesen nur eine Ortskirche von Jacobsdorf wurde. Doch der Jacobsdorfer Pfarrer Thomas Fröhlich war so arm, daß er in seiner Not eine schon verstorbene Kuh schlachtete. Dafür wurde er verachtet und Briesen schloß sich eigenmächtig um das Jahr 1600 dem Arensdorfer Pfarramt an. Dabei konnte die Gemeinde Briesen ihre praktische Unabhängigkeit sichern und eigene Pfarrer und Prediger bestimmen. Die Kirche in Briesen erhielt 1603 eine zweite Glocke (Glockengießer Martin Preger), 
die heute verschollen ist. Im selben Jahr starb der unseelige Pfarrer Fröhlich in Jacobsdorf völlig verarmt. 
Über die Briesener Pfarrer ist aus dieser Zeit nichts bekannt. 

Im 30jährigen Krieg wurde auch die Kirche zerstört. Überlieferungen gibt es aus dieser Zeit nicht. Sie wurde 1539 erwähnt und stand auf dem Kirchengelände, heute Ecke Bahnhofsstraße / Karl-Marx-Straße bis zum Mühlenfließ. 
Dort befand sich auch der Gottesacker, der umzäunte Friedhof.

Im Jahr 1679 wurde eine neue Kirche auf der alten Stelle erbaut. Diese Kirche wurde 1702 noch in gutem Zustand beschrieben und hatte 3 Stück Land mit 2 Hufen (wurden vermietet) und einen Kossäthenhof. 
1675 war Georg Kucke der Kirchenvater in Briesen. 

Die älteste detaillierte Kirchenbeschreibung ist aus dem Jahr 1780, als das Bauwerk bereits verfaulte Holzbalken und Holzstühle / Kirchenbänke aufwies. Die Kirchendecke hing erheblich durch und drohte einzustürzen. 
Die Kirche war ein Fachwerkbau, mit starker Baufälligkeit beschrieben und 1780 wurde eine umfangreiche Sanierung geplant und durchgeführt.

Nördlich wurde ein Raum von 14 Fuß (4,39 Meter) lang und 8 Fuß (2,51 Meter) breit angebaut, die Zwischenwände durch Pfeiler ersetzt und die Decke stabilisiert.

 

Die Kirche war:

60 Fuß lang (18,83 Meter), 28 Fuß breit (8,79 Meter), 16 Fuß hoch (5,02 Meter) 

Der alte Kirchturm war:

19 Fuß (5.96 Meter) mal 18 Fuß (5,65 Meter) breit, 42 Fuß innen hoch (13,18 Meter) 
mit 1 Helmstange (Spitze des Turmes)

1 Turmuhr (wahrscheinlich aus dem Jahre 1713)

2 Glocken: 

1. Glocke, 65 cm Durchmesser aus dem Jahre um 1450/1465

Aufschrift: „ave maria – gracia – plena – dominus – tecvm – benedicta – tv in mvlierib(us)“

(Katholische Aufschrift: “gegrüßt seiest du Maria, voll der Gnade. Der Herr sei mit dir, du bist gesegnet unter den Frauen“) , ist erhalten geblieben. 

2. Glocke, 75 cm Durchmesser aus dem Jahre 1603 (seit 1942 verschollen)

Aufschrift: „ Martin Preger hat mich gegossen 1603“

 

Nach historischen Aufzeichnungen war 1702 kein Pfarrhaus vorhanden.
Es gab jedoch ein Schulmeisterhaus in gutem Zustand mit „nur einem“ Garten.
An der Kirche befand sich bis nachweislich 1811 eine kleine Schulstube, die erst später durch einen Schulneubau überflüssig wurde. Außerdem wurde 1811 erwähnt, dass es eine Hirtenwohnung gab, die als Lehrerwohnung umgebaut und mit der Schulstube verbunden werden sollte.
Der Pfarrer hatte eigene Schafe und beschäftigte einen Hirten, vielleicht gemeinsam mit dem Dorfschulzen. 
Bezeugt ist, dass auch der Dorfschulze schon im Jahre 1460 eine Schafherde mit 75 Tieren besaß. 
Der Briesener Kirchenacker bestand 1811 aus 33 Morgen und 80 Quadratruten (8,54 ha), davon 4,33 ha Ackerland und 2,88 ha Wiesen. 
Trotz Sanierungen musste die alte Kirche im Frühjahr 1830 geschlossen werden.
Der Zimmermeister Christian Gottlob wurde mit dem Abriß des Turmes (Glocken, Uhr und Kuppel) beauftragt.
Beim Abriß im Jahre 1830 wurden im Turm Münzen gefunden, die belegen, daß der alte Kirchturm um 1713 umgestaltet oder neu gebaut wurde. Die jüngsten Münzen aus dem Glockenturm waren aus dem Jahr 1713. Daher ist anzunehmen, daß die Kirchenuhr wahrscheinlich aus dieser Zeit stammte. Die Kirche selbst war beim Abriß 151 Jahre alt. 
Prediger war 1838: Magister Raschig (Jacobsdorf), Küster und Lehrer war: Friedrich Zeuschner.

Kersdorf hatte keine eigene Kirche, sondern bildete mit Briesen eine Pfarrgemeinschaft.

 

Die neue Kirche zu Briesen ab 1838
 

Im Jahre 1809 gab es in Briesen ein Großfeuer. Die Häuser auf dem heutigen Dorfanger brannten vollständig nieder. 
An anderer Stelle wurden die Häuser neu aufgebaut (Müllroser Straße) und der Anger blieb frei. 
Mitten im Dorfzentrum entstand eine freie Baufläche. Die alte Kirche wurde 1830 wegen Baufälligkeit geschlossen und so entstand der neue Kirchenplatz.

Ein Kirchenneubau wurde 1836 beschlossen und auf dem neuen Dorfanger durchgeführt.
Am 30. September 1838 war für die neue Kirche zum Erntedankfest die Einweihung.
Es handelt sich um eine von Schinkel 1829 entwickelte „Normalkirche“ für Dörfer in Brandenburg aus Backstein. 
Der Kirchenbau ruht auf Feldsteinsockel und die Backsteine wurden verputzt. 
Die äußere Originalfarbe war „ocker“ mit blaugrünen Holzfenster- und Türfarbe. 

1865 wurde eine Orgel der Firma „Wilhelm Sauer“ eingebaut und im gleichen Jahr die Kirche innen dem Zeitgeschmack angepasst. 1888 erhielt die Kirche zwei Kronenleuchter und im Jahr 1891 wurde das erste Missionsfest gefeiert. 
Durch die Anwerbung der Glasmacher in Briesen, mußten auch katholische Kinder unterrichtet werden. 
Dafür kam wöchentlich ein Pfarrer aus Fürstenwalde, denn ein protestantischer Pfarrer konnte keine Katholiken unterrichten. 1924 spendierte die Glashütte gelbe Preßglasscheiben für die Kirchenfenster. 
Die Kirchenbesucher beschwerten sich, daß sie durch die freien Fenster beim Gottesdienst beobachtet und belästigt wurden. Vorher waren normale Glasscheiben vorhanden, die mit Kalkanstrich „undurchsichtig“ gemacht wurden. 

Ab 1933 wurde die Kirche und die kirchlichen Organisationen und Vereine durch den Nationalsozialismus vereinnahmt und umgewandelt. Auch beim Gottesdienst schmückten Hakenkreuzfahnen die Kirche und den damaligen Pfarrer. 
Im 2. Weltkrieg wurde die Kirche stark beschädigt und teilweise geplündert (alte Kirchenglocke seit 1942 verschollen).

Um 1950 wurde die Kirche saniert und umgestaltet. 1964 erhielt die Kirche wieder eine neue Glocke. 
Im Jahre 1994 wurde das Kirchengebäude nach Originalfassung von 1838 saniert und gestaltet. 2003 erhielt der Kirchanger einen Gedenkstein zur 600-Jahr-Feier und 2008 wurde das alte Denkmal (wurde 1921 gebaut und nach dem Krieg zerstört) zur Erinnerung der Kriegsopfer errichtet.